Pillars of Eternity besitzt ein sehr umfangreiches Charaktersystem, das auf sechs Attributen und fünf Fertigkeiten aufbaut. Verfeinert wird es durch eine breite Klassenauswahl mit individuelle Eigenschaften. Die Wahl des Volkes ist hier ebenso wichtig wie die der Herkunftskultur. Im Folgenden möchte ich euch die einzelnen Aspekte Anhand der Reihenfolge der Charaktererstellung genauer erläutern.
Völker
Im Zuge der Charaktererschaffung dürft ihr neben dem Geschlecht als erstes über das Volk eures Charakters bestimmen. Dieses bestimmt neben der Statur ebenfalls den Attribut-Bonus. Die gigantischen Aumaua erhalten z.B. einen Macht Bonus, wohingegen die kleinen Orlaner mehr Wahrnehmung und Entschlossenheit erhalten. Da die Völker über ganz Eora verteilt leben, könnt ihr zusätzlich ein Unter-Volk einer bestimmten Region auswählen. Jedes davon besitzt eine individuelle Völker-Fähigkeit. Wodurch bereits ein kleiner Vorteil für die gewünschte Klasse herausgearbeitet werden kann. Strebt ihr z.B. den Werdegang eines Waldläufers an, ist der "Entfernungsvorteil" eines Wald-Elfen (Boni gegen entfernte Ziele) oder die "Geringe Bedrohung" eines sesshaften Orlaners (normale Treffer werden zu kritischen) sehr nützlich.
Klassen - Ausdauer und Gesundheit
Die Klasse des Charakters bestimmt neben den Fähigkeiten dieser ebenfalls über die Eigenschaften im Kampf und über Problemlösungsmöglichkeiten. Denn zum Ersten legt die Klasse den Grundstein für die Lebenskraft des Charakters. Pillars of Eternity Charaktere haben quasi zwei Energie-Anzeigen, die ihre Lebenskraft widerspiegeln: Ausdauer und Gesundheit. Die Gesundheit ist der Oberwert und beträgt ein Vielfaches der Ausdauer. Ist die Gesundheit irgendwann tatsächlich vollkommen erschöpft, ist der Charakter letztlich tot. Im Gefecht besitzt jeder Charakter jedoch primär Ausdauer, die über seinen Fortbestand entscheidet. Erlittener Schaden wird nach Abzug der Verteidigung sowohl von Gesundheit als auch Ausdauer abgezogen. Ist die Ausdauer aufgebraucht, wird der Charakter ohnmächtig und bleibt das für den Rest des Kampfes. Ist der Kampf vorüber, steht er automatisch wieder auf und stellt über mehre Sekunden hinweg seine Ausdauer vollständig wieder her. Vorausgesetzt die Gesundheit ist noch hoch genug. Rastet die Gruppe später, werden sowohl Ausdauer als auch Gesundheit wieder vollständig aufgefüllt. Zurück zur Klassenwahl, hat jede Klasse einen individuellen Ausdauer-Grundwert (zwischen 30 und 48) und Ausdauer, die sie pro Stufe hinzugewinnt (10 - 16), sowie einen Gesundheitsmultiplikator. Bei Barbaren sind diese Werte am höchsten (48 + 16 = 64 Ausdauer x 6 = 384 Gesundheit auf Stufe 1) und bei Zauberern am geringsten (30 + 10 = 40 Ausdauer x 3 = 120 Gesundheit auf Stufe 1).
Klassen - Verteidigung und Genauigkeit
Ebenso bestimmt die Klasse über den Startwert an Abwehr und Genauigkeit. Die Abwehr (Deflection) ist eine der vier Verteidigungsarten (Defenses) in Pillars of Eternity. Sie ist ausschließlich dafür gedacht Angriffen mit Waffen abzuwehren. Zusätzlich gibt es noch Reflexe, Tapferkeit und Wille. Reflexe lassen den Charakter Flächenangriffen wie heranfliegenden Feuerbällen oder Blitzen ausweichen, wohingegen Tapferkeit (Fortitude) die Verteidigung gegen Überwältigungsangriffe von Innen bestimmt, wie z.B. Giften. Der Wille ist letztlich für die Abwehr sämtlicher mentaler Angriffe zuständig.
Das Gegenstück zur Verteidigung ist die "Genauigkeit" oder anders ausgedrückt die Treffsicherheit. Auch der Grundwert für Genauigkeit wird durch die Charakterklasse bestimmt. Sie wird später jedoch durch zusätzliche Werte dauerhaft oder vorübergehend verändert. Krieger bekommen z.B. einen Genauigkeit-Bonus wenn sie eine Nahkampfwaffe verwenden und Zauberer bekommen vom jeweiligen offensiven Zauber selbst einen Bonus. Zudem kann die Aura eines Priesters oder Paladins z.B. vorübergehend die Genauigkeit steigern, oder das Umzingeln eines Feindes.
Klassen - Fertigkeiten
Als drittes definiert die Klassenwahl den Fertigkeiten-Bonus. Es gibt in Pillars of Eternity fünf verschiedene Fertigkeiten (Athletik, Heimlichkeit, Mechanik, Überleben und Wissen), die hauptsächlich außerhalb des Kampfes zur Problemlösung dienen. Obwohl manche Klassen einen hohen Bonus auf bestimmte Fertigkeiten erhalten - Schurken bekommen z.B. den höchsten Bonus auf Mechanik - bedeutet das nicht, dass diese Fertigkeit nur für die eine Klasse nützlich ist - Wissen kann einem Krieger ebenso helfen, die Schwachstelle in der Verteidigung eines Feindes zu finden, wie einem Medium. Im Spielverlauf können Fertigkeiten jedoch nur durch Talente indirekt gesteigert werden, was die Entscheidung sehr bedeutsam macht. Denn Fallen entschärfen oder Schlösser knacken erfordert immer Kenntnisse in Mechanik und auch ein Dietrich senkt die Mechanik-Anforderung nur um eine Stufe. Athletik wird beispielsweise benötigt, um in den Interaktionssequenzen Hindernisse zu überwinden. Pillars of Eternity ist in dieser Hinsicht etwas anders als die meisten Computer-Rollenspiele und erinnert an alte Text-Adventures oder halt an die Pen & Paper Rollenspiele. Denn wenn ihr auf ein Hindernis trefft, mit dem ihr interagieren müsst, blendet das Spiel das normale Spielgeschehen aus und konfrontiert euch mit einem Text-Fenster, in dem ihr je nach verfügbaren Fertigkeiten und Gegenständen Optionen wählen könnt. Da gestattet es euch die Athletik dann z.B. an einem Seil über eine Schlucht zu hangeln.