Adventure Creation Guide

Teil 8: Balance von Glauben und Schöpfung

Über die vergangenen Monate hinweg haben wir die fruchtbarsten Böden unseres Vorstellungsvermögens auserkoren und die auserlesensten Samen unseres Strebens dafür ausgewählt. Durch unsere gemeinsamen Bemühungen haben wir eine Menge Energie und Geschick hineingesteckt, in der Hoffnung, dass unsere Schöpfungen wachsen und eines Tages so stark sind, die Helden zu nähren, die ihren Unterhalt durch dessen Beute verdienen. Selbstverständlich führt das Pflanzen von Samen nicht sofort zur Ernte. Wir müssen uns immer noch um die Felder kümmern, die empfindlichen Blätter von Ungeziefer befreien und dafür sorgen, dass unsere Pflanzen all das bekommen, was sie benötigen, bevor wir ausziehen können, um mit Sense und Sichel die Ernte einbringen zu können. Und selbst wenn diese Erntesaison gekommen ist, wird es immer einen weiteren Frühling, mit neuen und ähnlichen Pflanzen, geben, die besser wachsen.

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Es gibt so viele Dinge, über die ihr euch Gedanken machen könnt, wenn eure Geschichte bereit zum Erzählen ist. Was ist beispielsweise, wenn eure Geschichte zu einschüchternd oder zu einfach ist? Sie könnte das Verlangen des Spielers hemmen und ihn dazu bringen, niemals die Lösung zu erkennen, während eine andere zu schnell beendet ist und ihre Bedeutung schnell in Vergessenheit gerät. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf ist es immer eine gute Wahl, eure Geschichten mit einer kleinen Gruppe von vertrauten Helden auszuprobieren, bevor ihr euer Werk vor der gesamten Welt zur Schau stellt. Hört auf jene, die eure Geschichte erleben, akzeptiert ihre Kritiken und seid einverstanden, bedeutende Veränderungen an eurer Geschichte vorzunehmen, die ihr so unermüdlich erarbeitet habt. Zur gleichen Zeit solltet ihr euren Instinkten vertrauen und die Kritiken eines jeden Helden mit einer Spur des Zweifels begegnen. Hört auf das breite Spektrum der Helden und achtet auf Gemeinsamkeiten in ihrem Protest. Nur dann werdet ihr das goldene Fünkchen der Wahrheit finden.

Denkt an die Erzählung, die eure größere Geschichte zusammenbindet. In einer idealen Welt wäre diese Geschichte immer da, um die aufzufangen, die sich in der warmen Umarmung verlieren. Zur gleichen Zeit sollte sich diese Geschichte denen, die wegen der Liebe zum Abenteuer, der Strategie der Kämpfe oder der Freude an der Kameradschaft gekommen sind, nicht zu sehr aufdrängen... Wir wollen unsere Helden eine unvergessliche Geschichte erzählen und die Schilderung ihrer Erlebnisse mag sich auf andere Facetten konzentrieren als ihr das zuerst gedacht habt. Fürchtet euch nicht davor, denn berichten sie nicht immer noch in den höchsten Tönen von eurer Geschichte? Und bringen sie nicht noch mehr Helden von fernen Ländern her, damit diese ebenfalls das Erlebnis eurer Erzählung genießen können? In der Tat ist dieses die Zeit der Freude, denn eure Charaktere sind in das Abenteuer eingetaucht, so sehr, dass sie eure Schöpfung zu ihrer eigenen gemacht haben. Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass ihr ein unvergessliches und ehrhaftes Abenteuer geschaffen habt.

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Gebt ruhig zu, dass sich nicht alles so entwickelt hat, wie ihr es geplant hattet. Einige eurer Charaktere mögen sich unerwartet in einer Aufgabe verhalten, oder eine dieser mag nicht so leicht zu implementieren sein, wie ihr euch das gedacht hattet. Vereinfachung ist in diesen Situationen meist die beste Antwort. Das Hinzufügen von Komplexität hat nicht immer notwendigerweise mehr Genuss zur Folge. Viele Aufgaben und Kampfszenarien werden anregender oder gar herausfordernder, wenn sie auf ihre bloßen Bestandteile reduziert werden.

Wenn ihr vom Helden niemals erwartet hättet, dass er einen bestimmten Weg durch eure Geschichte einschlägt, oder eine bestimmte Aktion an einem kritischen Punkt vollführt, ist es an der Zeit, dass ihr zurück an die erforderlichen Skripte geht und eure Wegweisungen in bessere Worte fasst. Oder vielleicht gibt einer eurer Hauptcharaktere seine Worte in einer Weise wieder, die ihr nie erwartet hättet, sodass die Helden, statt auf die Worte zu vertrauen, tatsächlich in die entgegengesetzte Richtung ziehen, um ihn zu umgehen oder zu verraten, weil sie seine Worte schlicht missinterpretiert haben.

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Möglicherweise entdeckt ihr, dass ihr eure Helden zu freizügig belohnt habt, ihnen eine mächtige Waffe oder Rüstung übergeben habt, welche die späteren Teile des Spiels zu einfach machen. Oder das Gegenteil ist der Fall. Ihr bemerkt, dass eure Helden von einem Kampf in den nächsten schlittern, jeder frustrierender als der vorherige. Vielleicht habt ihr einen Plot, den ihr zufälligerweise unvollendet gelassen habt, oder dessen Konsequenzen das Fortschreiten in eurer Geschichte blockieren. Je komplexer eure Geschichte ist, desto schneller verliert ihr den Überblick über solche kleinen Unfälle und das ist der Grund dafür, dass wir jeden dazu ermutigen, klein anzufangen und ihren Horizont mit Wissen und Erfahrung zu erweitern, statt aus reinem Ergeiz. Selbst eine mächtige Eiche wächst aus einer einfachen Eichel.

Jemand sagte einmal, dass Schreiben wie Ausatmen und Lesen wie Einatmen ist. Vernachlässigt nicht die Schöpfungen eurer Geschichtenweberfreunde, wenn ihr euch auf eure eigenen Kreationen konzentriert. Als eine Gemeinschaft können wir voneinander lernen und unsere eigenen Erzählungen hundertfach verbessern. Wir sind begabte Leute, wir alle, und durch unsere Arbeit soll die gesamte Welt von den großartigen Ereignissen erfahren, die hier in Niewinter ihren Ursprung fanden.

Ich freue mich darauf, in den kommenden Jahren durch die Reiche zu wandern. Vielleicht sollten wir uns als tapfere Helden in einem tiefen Kerker wiedertreffen, oder als Feinde in einem Spiel um den Thron. Was immer der Anlass ist, es wird mir eine Ehre sein, einen Handwerkerkollegen getroffen zu haben. Möge Tyr diese Tage kommen lassen.
Fenthick Moss,
Abt von Tyr,
der Stadt Niewinter

Erstellt von Pandur | am 17.07.2007