Knallhart in der Oberstadt (Hard in Hightown)

Varric Tethras ist in Dragon Age Inquisition zum Schriftsteller avanciert und hat diverse Bücher veröffentlicht. Eines dieser Bücher ist Knallhart in der Oberstadt, dessen Kapitel über Ferelden und Orlais verstreut sind. Ihr könnt sie auf euren Abenteuern finden und durchlesen. Im Folgenden findet ihr den Inhalt sämtlicher Kapitel inklusive deren Fundorten.

Die Hinterlande (The Hinterlands)

Fundort

Kapitel 1: Liegt auf dem Nachttischt im Obergeschoss von Stallmeister Dennets Haus bei den Höfen von Redcliffe in den Hinterlande [Kodex Eintrag 70]

Es heißt, Geld schlafe nie, doch wer je um Mitternacht auf dem Oberstadt-Markt auf Patrouille war, würde dem wohl widersprechen. Die Taschendiebe und Trickbetrüger mach sich in der Abenddämmerung auf den Weg in die Tavernen, die zwergischen Geschäftsleute und Adeligen kehren in ihre winzigen Paläste zurück, um sich darüber zu beklagen, wie sehr sie betrogen wurden, und Stille senkt sich über den Markt.

Donnen Brennokovic hätte sich in jedem Winkel des Marktes mit geschlossenen Augen zurechtgefunden. Zwanzig Jahre auf Patrouille hatten sich ihm so eingebrannt, dass er sogar in seinen Träumen seine Runde drehte. Bei Jevlan, dem neuen Rekruten, sah das anders aus. Das Klirren von Stahl, der auf Stein traf, verriet Donnen, dass der Kleine wieder einmal gegen eine Säule gerannt war. Seine neue Rüstung würde bei Sonnenaufgang voller Dellen sein.

"Fackeln würden das Ganze deutlich erleichtern." Die Geräusche, die Jevlan machte, als er mühevoll versuchte, wieder aufzustehen, klangen wie der umstürzende Wagen eines Kesselflickers.

"Fackeln machen Euch nachtblind. Ihr gewöhnt Euch schon daran." Donnen überquerte den Platz, um dem Jungen wieder auf die Beine zu helfen, als eine leichte Brise die Banner und Wimpel flattern ließ und einen alten, vertrauten Geruch zu ihm trug. Abrupt bleib Donnen stehen. "Hier stimmt etwas nicht." Seine Stimme war gedämpft, warnend. Sein Blick wanderte durch die Dunkelheit bis hin zu dem Zwischengeschoss direkt über ihnen. "Kommt mit. Und stellt Euch auf Schwierigkeiten ein."

Die beiden Wachen stiegen die dunkle Treppe hinauf und fanden dort, inmitten einer Tiefschwarzen Lache, die Leiche. Mit Gold besetzter Satin schimmerte durch das Blut.

"Holt den Hauptmann", seufzte Donnen. "Wir haben hier einen toten Magistrat."

Sturmküste (Storm Coast)

Fundort

Kapitel 2:- Liegt in einer verschlossenen Hütte von "Morrin's Ausblick" an der Sturmküste (südwestlich vom ersten Inquisitionslager. [Kodex Eintrag 71]

Magistrat Dunwalds Hausdiener hatte das Auftreten eines Mannes, der in seinem gesamten Leben niemals vor der Morgendämmerung aufgestanden war. Er blickte Donnen Brennokovic und seinen Partner Jevlan so von oben herab an, als stünde er auf einem Balkon weit über ihnen und nicht, nur in seinen Schlafrock gekleidet, direkt vor ihnen im Salon des Anwesens.

"Der Magistrat ist indisponiert. Die Angelegenheit wird bis zu einer angemessenen Uhrzeit warten müssen." Mit diesen Worten und einer begleitenden Geste forderte er die Wachen auf, sich zu entfernen.

"Der Magistrat ist tot", korrelierte ihn Donnen. "Weckt die Familie."

Nachdem sich der Hausdiener entfernt hatte, wand sich Jevlan unbehaglich in seiner neuen Rüstung. "Sollte der Hauptmann nicht hier sein?"

"Wenn ihr zur Kaserne zurückkehren wollt, nur zu", antwortete Donnen mit einem abwesenden Schulterzucken, während seine Aufmerksamkeit weiterhin auf die im Raum ausgestellte Sammlung gerichtet war. Ein Dutzend antike Schwerter ruhten, vor Staub und neugierigen Fingern geschützt, in gläsernen Schaukästen. Donnen ging auf einen von ihnen zu, um ihn zu öffnen. Jevlan wollte gerade Einwände erheben, als die Tür aufschwang.

Ihre Augen hatten die Farbe von Topas, und ihr Dunkles Haar fiel wie Schwertstreiche über ihre Stirn. Sie schritt mit derart würdevoller Eleganz in den Salon, dass Donnen erst nach mehreren Minuten bewusst wurde, dass sie lediglich ein Hauskleid und keine Ballrobe trug.

"Ihr kommt mit Neuigkeiten über meinen Gemahl? Was hat Seamus denn diesmal angestellt? Hat er vergessen, seine Rechnung in der Rose zu bezahlen?" Sie setzte sich und forderte die Wachen mit einer Geste auf, dasselbe zu tun. Donnen nickte dem Rekruten auffordernd zu.

"Nein, Lady Dunwald, eigentlich ...", begann Jevlan.

Sie unterbrach ihn mit einer Handbewegung. "Marielle, bitte."

"Lady Marielle, Euer Gemahl wurde ermordet", übernahm Donnen für den eingeschüchterten Rekruten. "Wann habt ihr ihn zuletzt gesehen?"

Marielle starrte ihn an. Ihre Edelsteinfarbenen Augen waren weit aufgerissen, und ihre Stimme war brüchig, "Ermordet? Seamus?" Der Moment verging und einen vielleicht zwei Herzschläge später war sie wieder das Idealbild erhabener Anmut. "Ich habe ihn zuletzt beim Abendessen gesehen", antwortete sie in einem Tonfall, mit dem man auch über das Wetter sprechen könnte. "Er verließ das Anwesen vor Einbruch der Dämmerung. Er sagte, er wolle mit dem Comte de Favre Sündenfall spielen."

"Fällt Euch irgendjemand ein, der ihm den Tod gewünscht haben könnte?", fragte Jevlan sanft.

"Es gib viele, die einen Magistrat schon auf Prinzip den Tod wünschen." Ein gequältes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht, doch ihre Stimme war voller Schmerz. "Verbrecher. Politische Gegner. Selbst Leute in seinem Bezirk, die anderer Meinung waren als er." Sie brach ab, in Gedanken verloren, bevor sie sich mit funkelnden Augen an Donnen wandte. "Vor einer Woche kam ein Brief. Es waren nur vage Drohungen, und ich dachte mir nichts weiter dabei. Doch Seamus war vollkommen aufgewühlt."

"Von wem kam er?", fragte Donnen.

"Er war nicht unterschrieben. Aber das Siegel zeigte sechs gekreuzte Schwerter."

Kammwald (Crestwood)

Fundort

Kapitel 3: Findet ihr im westlichen Abschnitt des Hofes der Feste Caer Bronach im Kammwald (oberhalb des Lagerfeuers). [Kodex Eintrag 72]

Zum zweiten Mal in einer inzwischen äußerst Nacht klopften Donnen Brennokovic und sein Partner Jevlan an die Tür eines Adeligen. Es waren noch immer Stunden bis Sonnenaufgang, doch der Himmel begann bereits, zu dämmern. Der Stahl an Donnens Handschuhen klirrte gegen die Tür. Einmal. Zweimal. Es kam keine Antwort. Seufzend blickte er nach oben zu den dunklen Fenstern des Anwesens. Er war langsam zu alt für diese Scheiße.

"Vielleicht ist er ja ausgegangen", wandte Jevlan ein. Der Rekrut war nervös. Er war erst eine Woche bei der Wache und fand sich in der Oberstadt noch kam zurecht. Er war zu grün für einen Mordfall.

"Er versteckt sich. Seht hin." Donnens Hand zeigte nach oben. "Er hat alle Fensterläden geschlossen. Dabei hatten wir seit Monaten keinen Sturm mehr." Er klopfte erneut gegen die Tür, diesmal lauter.

"Wir sollten den Hauptmann holen." Jevlan wand sich unbehaglich unter seinen schweren Schulterplatten. Donnen hatte vergessen, wie schlecht eine neue Wachrüstung sitzt.

"Kommt rein, schnell!"

Ein Mann winkte sie herein und eilte ihnen durch das Haus voraus. Sämtliche Zimmer waren dunkel. Kein Mondlicht drang durch die geschlossenen Fensterläden. Keine Kerzen flackerten. Das Einzige, was ihren Weg erleuchtete, war die abgedeckte Laterne in der Hand ihres Gastgebers. Er machte erst halt, als sie sich in einem fensterlosen Zimmer befangen, dessen Tür er hinter ihnen schloss und verriegelte.

"Comte de Favre?", vermutete Donnen.

Der Mann nickte. Im gedämpften Licht der Laterne konnte Donnen sehen, dass er in ein protziges Brokatwams gekleidet war, über das er allerdings ein Kettenhemd gezogen hatte. Zudem trug er einen Helm, der offenbar zu einer zeremoniellen Rüstung gehörte und ihm leicht schräg auf dem Kopf saß.

"Ich weiß, warum Ihr hier seid", flüsterte der Comte. "Wegen Dunwald."

Donnens Stimme war ausdruckslos. "Habt Ihr ihn getötet, Euer Lordschaft?"

"Es geht um viel mehr als einen Mord", zischte der Comte, während seine Augen immer wieder zur Tür wanderten. "Dunwald hat die Aufmerksamkeit gewaltiger Mächte erregt. Wenn sich Drachen bekriegen, Gardist, können Sterbliche nur Deckung suchen. Lasst die Sache auf sich beruhen. Macht sie nicht auf Euch aufmerksam."

Kapitel 4: Befindet sich wie der vorangegangene Band auf einem Tisch in der Festung Caer Bronach im Kammwald (oben). [Kodex Eintrag 73]

Donnen Brennokovic hatte noch nie viel für Förmlichkeiten übrig. Ohne den Wachen auch nur zuzunicken, schritt er durch die Kaserne und riss die Tür zum Büro des Hauptmanns auf.

Der Morgen war gerade erst angebrochen, doch Hauptmann Hendallen war bereits hinter einem Stapel von Unterlagen, höher als die Vimmark-Berge, begraben. Alles was Donnen von Ihr sehen konnte, waren ihr feuerrotes Haar und ihr wütender Blick, der schon mehr als einen Taschendieb von der Tat abgehalten hatte.

"Hauptmann, ich brauche einen Haftbefehl für den Comte de Favre." Schon, als er diese Worte sagte, wusste Donnen, dass sie ein Fehler waren.

Der Hauptmann stand auf. "Brennokovic." So, wie sie seinen Nahmen aussprach, klang es wie eine Kerkertür, die scheppernd ins Schloss fällt. "Wo ist mein Bericht über die Leiche auf dem Oberstadt-Markt?" Es war die Art von Frage, die man einem Kind stellen würde, das die Schule geschwänzt hatte. Die Art von Frage, bei der man die Antwort längst kennt und nur sehen will, wie sich jemand schuldbewusst windet.

"Ich schreibe ihn, nachdem ..."

"Ihr schreibt ihn jetzt, Gardist." Sie trat hinter ihrem Schreibtisch hervor. "In meiner Kaserne halten wir uns an die Vorschriften."

"Ein Magistrat wurde während meiner Wache ermordet, Hauptmann." Donnens Stimme wurde schärfer. Er konnte sein Temperament in ihrer Gegenwart nie zügeln. "Ich werde den Mörder nicht einfach entkommen lassen."

"Ihr habt den Tatort verlassen, ohne den Markt gründlich abzusuchen." Hendallen begann auf und ab zu gehen, ihre Stimme war kalt wie Stahl. "Ihr habt die Witwe eines Magistrats belästigt. Und ihr habt einem Comte quasi die Tür eingetreten." Sie drehte sich um und funkelte ihn wütend an. "Und das alles noch vor Sonnenaufgang! Wenn Ihr einen Haftbefehl wollt, solltet Ihr mir besser stichhaltige Beweise liefern."

"Ich weiß, dass uns de Favre nicht alles erzählt!", beharrte Donnen. "Lasst mich ihn festnehmen und ..."

"Vergesst es." Sie ging zurück zu ihrem Stuhl. "Ihr habt nichts in der Hand. Und ihr werdet niemanden nur wegen eines Gefühls festnehmen, Brennokovic."

"Aber Hauptmann!", protestierte er. Hinter ihrem Papierstapel bedeutete sie ihm zu schweigen.

"Ihr steht zwei Wochen vor Eurem Ruhestand, Gardist. Wenn Ihr lange genug bei der Wache bleiben wollt, um Eure Altersbezüge zu erhalten, befolgt Ihr besser die Vorschriften. Bringt mit Beweise und hört auf meine Zeit zu verschwenden. Ihr könnt wegtreten."

Himmelsfeste (Skyhold)

Fundort

Kapitel 5 Liegt im Turm der Himmelsfeste, der sich zwischen Cullens Turm/Raum und der Taverne befindet. [Kodex Eintrag 74]

Jevlan wartete vor dem Büro des Hauptmanns, als Donnen Brennokovoic wie ein begossener Pudel herausgeschlichen kam.

"Wir kriegen keinen Haftbefehl, oder?" Jevlan sah beinahe erleichtert aus.

"Nein." Donnen begegnete dem Blick seines Partners. Der Junge war kaum zwanzig und sah aus, als wäre er geradewegs von einem Kartoffelacker in die Kaserne von Kirkwall gekommen. Größer und breiter als die anderen Wachen, neigte Jevlan zu einer buckligen Haltung, als wäre er sich nicht sicher, wie er in seine eigenen Glieder passen sollte, als würde er glauben, er müsse eigentlich kleiner sein. In seiner brandneuen, zu groß geratenen Rüstung stand er gekrümmt da und sah aus wie ein Kind, das sich als Wache verkleidet hat. Er war zu grün hinter den Ohren für eine Mordermittlung.

"Vielleicht ist es besser so", sagte Jevlan, als würde er Donnens Gedanken laut aussprechen. "Ihr seid nicht mehr lange bei der Wache und ich ..." Er verstummte und seufzte dann. "Das Verhören von Adeligen mitten in der Nacht wurde in der Ausbildung nicht behandelt."

"Ich bin Stadtwache. Und ihr seid es auch, Rekrut. Niemand kommt mit einem Mord davon, solange wir im Dienst sind."

Jevlan stellte sich etwas aufrechter hin. "Und was machen wir jetzt?"

"Der Hauptmann will Beweise." Donnen lächelte. "Wir bringen ihr Beweise."

Fundort

Kapitel 6: Auf der linken Seite, hinter einigen Holzbalken am Eingang der Krypta der Himmelsfeste liegt dieses Kapitel. [Kodex Eintrag 75]

Es gibt in der Oberstadt drei Arten von Anwesen. Die Paläste der Zwerge in ihrer Enklave, in der sie sich zum Schutz vor dem Ansturm menschlicher Ansichten um ihre Nachbildungen von Paragon-Statuen drängen. Das Fremdenviertel, in dem sich die wohlhabendsten orlaisianischen und antivanischen Händler während ihres halbjährlichen Besuchs aufhalten, bei dem sie die Schiffskapitäne, Verkäufer und Buchhalter in ihren Diensten kritisieren. Und die Adelsanwesen, in deinen Familien hock, die ihre Abstammung bis zu orlaisianischen Eroberern und tevinterischen Grundbesitzern zurückverfolgen können, und aus denen sie auf das Gesindel herabblicken, das zu ihrem Füßen herumhuscht. Doch haben sämtliche Anwesen in der Oberstadt, wem auch immer sie gehören, zwei Dinge gemeinsam: einen protzigen Vordereingang, den die Bewohner nutzen, wenn sie gesehen werden wollen, und eine versteckte Hintertür für alle anderen Gelegenheiten.

Die Bedienstetenpforte zum Anwesen des Comte de Favre befand sich, hinter Hecken verborgen, in einer Gasse. Während Donnen Brennokovic das Schloss knackte, hielt sein Partner Jevlan beunruhigt Wache. Sie hatten ihre Rüstungen in der Kaserne gelassen, doch der Rekrut sah selbst in Zivilkleidung aus, als trage er die abgelegten Sachen eines älteren Bruders.

"Ich bezweifle, dass der Hauptmann das gemeint hatte, als sie sagte, wir sollten Beweise beschaffen", murmelte er.

Mit einem Klicken öffnete sich das Schloss, und Donnen schob langsam die Tür auf.

Nur wenige Lichtstrahlen drangen durch die geschlossenen Fensterläden. Stille hing in der Luft wie ein billiger Wandteppich. Donnen und Jevlan schlichen durch die dunklen Zimmer, ständig auf der Hut vor jedweden Anzeichen für Bedienstete, doch das Einzige, was die unheimliche Stille durchbrach, war der Klang ihrer Schritte. Im Grunde gab es keinerlei Hinweise darauf, dass überhaupt irgendjemand im Haus gewesen war. Dann fanden sie das Zimmer, dessen Tür aus den Angeln gerissen worden war.

Im Zimmer selbst lag der Comte in einer Blutlache. Mit einer Hand umklammerte er eine geladene Armbrust, und aus seinem Rücken ragte das Heft eines Dolches.

Erhabene Ebenen (Exalted Plains): Vergessener Dirthamen-Tempel (Lost Temple of Dirthamen)

Kapitel 7: Befindet sich im vergessenen Dirthamen Tempel [Kodex Eintrag 76]

Donnen Brennokovic durchsuchte das Büro des Comte de Favre. Der Comte war tot, ermordet, während er sich bewaffnet in seinem eigenen Haus verbarrikadiert hatte. Die Zimmer der Bediensteten waren allesamt leer, und den herausgerissenen Schubladen und leeren Truhen nach zu urteilen, waren sie in großer Eile fortgeschickt worden. Der Comte hatte zweifelsohne mit Schwierigkeiten gerechnet, und die Schwierigkeiten hatten ihn auch gefunden.

Der Comte hatte all seine Briefe aufbewahrt. Jahrzehnte der Korrespondenz, augenscheinlich sortiert nach dem Königreich der jeweiligen Verfasser, füllten seinen Schreibtisch. Donnen ging die Briefe durch und suchte nach dunklerer Tinte, frischeren Seiten, nach Hinweisen darauf, dass sei erst kürzlich geschrieben wurden.

Dann erklang das berstende Geräusch der Vordertür, die von irgendjemandem eingetreten wurde.

"Hey, Mylord Pluderhose! Schwingt Euren Arsch hier runter!"

Jevlan und Donnen rannten in die Empfangshalle.

Über der zersplitterten Tür stand eine Frau, deren Augen noch heller funkelten als die Dolche in ihren Händen.

"Ihr da!", fuhr sie die Gardisten an. "Wo ist dieser aufgeblasene Comte? Ich muss ein paar Worte mit ihm wechseln. Eines von ihnen wird 'Münzen' sein, ein anderes 'sofort'".

"Ihr redet mit der Stadtwache von Kirkwall!", fuhr Donnen sie an. "Und das hier ist ein Tatort! Identifiziert Euch."

"Ihr seid also Wachen, was? Mit einem hämischen Grinsen zwinkerte sie ihm durch die Dunkelheit zu. "Zwei Männer, die ohne Verstärkung vor der Tür im Dunkeln durch das Haus eines Adeligen schleichen. Das sieht mir allerdings nach einem Tatort aus."

Donnen blieb hard. "Euer Name."

"Belladonna. Kapitänin Belladonna von der Drachenjuwel." Sie vollführte eine ausladende Verbeugung, wobei es ihr irgendwie gelang, sie wie eine Beleidigung wirken zu lassen. "Also, wo ist dieser verdammte Comte?"

"Er ist tot", antwortete Donnen, wobei er auf ihre Reaktion achtete. "Ihr wisst nicht zufällig etwas darüber, oder?"

Sie schenkte ihm ein säuerliches Lächeln. "Glaubt mir, Herzchen, ich hätte ihn bestimmt nicht getötet, bevor er mich bezahlt hat."

"Welcher Art waren Eure Geschäfte mit dem Comte?", warf Jevlan zu Donnens Überraschung ein. Er hatte beinahe vergessen, dass sein Partner auch anwesend war.

"Es ging um eine Warenlieferung.", antwortete sie dem Rekruten mit finsterem Blick. "Er hatte mich angeheuert, einige Artefakte zu überbringen. Ich liege jetzt schon seit zwei Wochen vor Anker, ohne bezahlt worden zu sein." Dann wandte sie den Blick nach oben auf die Galerie über der Eingangshalle und rief, "Ist jemand hier? Wenn ihr diesen Plunder wollt, kommt heute Nacht zu den Docks und bezahlt mir fünfzig Sovereigns dafür. Ansonsten schmeiße ich ihn ins Meer." Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt und ging.

Erhabene Ebenen (Exalted Plains)

Fundort

Kapitel 8: In den Ställen von Fort Revesan der Erhabenen Ebenen (oberer Bereich) [Kodex Eintrag 77]

Donnen Brennokovic ließ seinen Partner Jevlan in der Kaserne zurück. Der Rekrut war seid ihrer Begegnung mit Kapitänin Belladonna noch nervöser als ohnehin schon, und obwohl sich Donnen nach dieser langen Nacht ebenfalls zerschlagen und erschöpft fühlte, hatte er nun endlich eine Spur. Er würde sie nicht kalt werden lassen.

Die Stadt Kirkwall hat in ihrer Geschichte zahlreiche Sammler gesehen. Sie wurde in der alten Zeit von Tevinteranern erbaut, die Qualen sammelten, als wären sie seltene Münzen, und die ihre leidenschaftliche Besessenheit an nachfolgende Generationen weitergaben. Man findet in jeder Straße zwischen der Dunkelstadt und der Feste des Vicomte irgendjemanden, der alte Wandteppiche kauft oder der sämtliche Löffel besitzt, die je in Nevarra hergestellt wurden. Oder jemanden, der seltsame Dinge und Fragmente historischen Wissens sammelt, als wären sie das Geschirr seiner Großmutter.

Aus diesem Grund fand sich Donnen auch vor einer bunt gestrichenen Tür im Gesindeviertel wieder, an die er klopfte.

"Oh, Gardist! Welch nette Überraschung! Es wurde doch niemand ausgeraubt, oder?" Die Elfin strahlte ihn an. Sie hatte derart große, grüne Augen, dass sie kaum in ihr Gesicht passten, und schien aus nichts anderem als Ellbogen und Knien zu bestehen.

"Heute geht es nicht um einen Raub, Berrill." Donnen musste den Kopf einziehen, um durch die Tür zu passen. "Ich habe da etwas, das Euch interessieren könnte." Er reichte ihr den Brief, den ihm die Frau des Magisters letzte Nacht überlassen hatte.

"Nun, das sieht nicht gerade interessant aus." Berrill runzelte enttäuscht die Stirn. "'Was Ihr Euch angeeignet habt, gehört größeren Mächten. Ihr werdet Euch vor uns verantworten.' Das ist nichts als Blödsinn."

"Nicht das. Seht Euch die Rückseite an."

Sie drehte den Brief um und gurrte, als hätte sie einen streunenden Welpen gefunden. "Oh! Sieh dich nur an! Du bist einfach perfekt!"

"Berrill." Donnen sprach mit lauter, fester Stimme, um sie daran zu erinnern, dass er noch anwesend war. "Wessen Siegel ist das?"

"Oh, das der Vollstrecker, natürlich!" Aufgeregt betrachtete Berrill das wächserne Siegel und hielt es vor das Fenster, um es besser sehen zu können. "Ich hätte bei diesem 'größere Mächte'-Unsinn gleich drauf kommen müssen. Es gab bisher nur ein Exemplar. Es fand sich auf dem Brief, in dem sie die Verantwortung für die Ermordung von Kaiserin Madrigal im Jahre: 5:99 übernahmen! Aber das hier ist so viel besser! Seht Euch nur diese Prägung an!"

"Irgendeine Idee, wie ich diese 'Vollstrecker' kontaktieren kann?", fragte Donnen.

"Oh, sie sind doch nur eine Legende. Das weiß jeder."

Die Smaragdgräber (Emerald Graves)

Fundort

Kapitel 9: Auf dem nördlichen Außengelände der Villa Maurel in den Smaragdgräbern, liegt dieses Buch auf einem kleinen Tisch außerhalb des Pavillons. [Kodex Eintrag 78]

So langsam gingen Donnen Brennokovic die Spuren aus, denen er folgen konnte. Ihm bleiben nur noch zwei Wochen bis zu seinem Ruhestand, nur noch zwei Wochen, um den Mann zu finden, der einen Magistrat und einen Adeligen der Oberstadt ermordet hatte - zumindest, falls ihn Hauptmann Hendallen nicht vorher aus der Wache werfen würde.

An den Docks stank es nach Pisse und verfaultem Fisch. Der Geruch war ebenso abstoßend wie die Männer und Frauen, die hier arbeiteten. Doch dies war der Ort, an dem Donnen die Piratenkapitänin Belladonna finden würde, die in das Haus des Comte de Favre eingebrochen war.

Die Drachenjuwel war ein großes Schiff. Sie mochte große Schiffe. Die spitzen Dinger erhoben sich majestetisch über das Wasser. Der rundliche, hölzerne Teil wirkte, als könnte er eine ganze Armada unter seinem ... verdammt, was weiß ich ... Holz zermalmen. Es war das größte Schiff in der Geschichte der Schiffe.

Doch selbst von den Docks aus konnte Donnen spüren, dass etwas nicht stimmte.

Er rannte die Planke hinauf und fand auf Deck einen toten Seemann sowie eine Blutspur, die in den Laderaum führte. Donnen zog sein Schwert und folgte ihr. Seine Augen hatten sich noch nicht an das Dämmerlich der unteren Decks gewöhnt, als er einen zweiten toten Seemann fand. Man hatte ihm den Bauch aufgeschlitzt und ihn einfach dort liegen lassen. Der Körper war noch warm. Das Schiff ächzte bei jeder Welle, die es traf. Donnen hielt den Atem an und schlich tiefer in den Laderaum hinein.

Um ein Haar hätte er die Klinge nicht mehr abwehren können.

Stahl traf klirrend auf Stahl. Donnen parierte einen zweiten Streich, noch immer halb blind in der Düsternis. Der dritte Angriff kam durch und hinterließ eine üble Schnittwunde auf seinem Unterarm.

"Niemand greift meine Mannschaft an, du verdammter Scheißhaufen!", fluchte die Angreiferin, und Donnen erkannte ihre Stimme.

"Aufhören! Ich gehöre zur Stadtwache von Kirkwall!", schrie er, während er sein Schwert gerade noch rechtzeitig nach oben riss.

"Ihr schon wieder!" Donnens Augen begannen, sich endlich an die Dunkelheit zu gewöhnen, sodass er Kapitänin Belladonna erkennen konnte. Ihre rechte Hand war auf ihre Rippen gepresst, in ihrer Linken hielt sie einen Dolch, und sie war so voller Blut, dass sich Donnen sicher war, dass es nicht allein von ihr stammte. Sie sah ihn finster an. "Vor nicht mal fünf Minuten hätte ich die Wache brauchen können. Ihr seid so nutzlos wie eh und je." Widerwillig senkte sie ihre Waffe.

Auch Donnen steckte sein Schwert weg. "Wer hat das hier getan?"

"Keine Ahnung. Ich hatte keine Zeit, ihn zu fragen." Sie rümpfte die Nase, "Der Bastard hat zwei meiner Männer getötet, bevor ich ihm die Hand abgeschlagen habe und er geflohen ist." Sie zeigte vage in Richtung des hinteren Teils des Laderaums. "Sie ist irgendwo da drüben."

"Hat er die Lieferung des Comte mitgenommen?", fragte Donnen.

"Nein. Aber wenn es darum geht, könnt Ihr sie haben." Sie humpelte zu einer Truhe und entnahm ihr ein verschnürtes Bündel Stoff, das sie Donnen vor die Füße warf. "Und jetzt verzieht Euch."