Vier Jahre unter der Arena von Mengbilla eingesperrt zu sein, hatten Cassia in den Wahnsinn getrieben. Das Spinnengift der Corapien hatte sich in ihren Körper gefressen, ihren Geist benebelt und ihr Gesicht verunstaltet. Als der Wächter hoch über ihr von einer neuen Monstrosität im Kerker erzählt, wurde Cassia klar, dass es jemanden geben muss, der sie füttert und somit auch einen Weg raus. Sie nahm ihre letzte Kraft zusammen und brach auf den Ausweg zu finden.
In Blackguards 2 schlüpft ihr in die Rolle von Cassia Corapia. Der Frau von Marwan, dem Herrscher von Mengbilla, die aus unerfindlichen Gründen im tiefsten Gefängnis der Stadt zum Sterben zurückgelassen wurde. Erneut das Licht der Freiheit erblickt, sucht sie die einstigen Bezwinger der Neun Horden auf und rekrutiert sie als Paladine, für ihren Rachefeldzug gegen Marwan. Eine Geschichte mit ähnlicher Ausgangslage wie im ersten Teil von Blackguards. Zwar erzählt Blackguards 2 eine neue Geschichte, bleibt dafür aber im gleichen Bereich Aventuriens und stellt der neuen Spielerfigur, Cassia, die gleichen Gefährten (Naurim, Takate und Zurbaran) zur Seite. Neu hinzu gekommen ist die "Stumme Legion" mit ihrem Anführer Faramud.
Diese Söldnergruppe stellt eine der spielerischen Erneuerungen von Blackguards 2 dar. Denn neben den vier Heldencharakteren könnt ihr im Blackguards Nachfolger zu sämtlichen Kämpfen eine Anzahl von Söldnern mitnehmen, die den Kampf nicht zwingend überleben müssen. Das macht die teilweise etwas ungerecht erscheinenden Kämpfe Vorgängers deutlich Spielerfreundlicher. Generell hat die Daedelic Entertainment im Bezug auf das Kampfsystem einiges neues einfallen lassen und das "Das Schwarze Auge" Regelwerk ein klein wenig entschärft, um es als Videospiel zugänglicher zu machen. Das beginnt bereits bei der fehlenden Charaktererschaffung. Während sich der Spieler in Blackguards einen wahlweise männlichen oder weiblichen Charakter aus drei unterschiedlichen Klassen erstellen konnte, bekommt er in Blackguards 2 Cassia vorgesetzt. Die Maskierte erhält im Kerker von Mengbilla bereits mehrere Tausend Abenteuerpunkte, mit der sie sich nach Belieben in Richtung sämtlicher Klassen entwickeln kann.
Dabei sind die Grundwerte und deren Abhängigkeiten zu Talenten vollkommen über Bord gegangen. Hatten diese im ersten Teil noch zwei oder drei Attributanforderungen, läuft es jetzt maximal auf ein rangmäßig niedrigeres Talent hinaus. Als Ersatz für die Grundwerte gibt es in Blackguards 2 jetzt Talente, welche Ausdauer, Lebenspunkte und deren Regeneration steigern. Genau wie es zuvor nur bei den Astralpunkten möglich war. Das macht das Charaktersystem etwas Massenmarktauglicher. Ebenso verhält es sich bei den Trainern für Fertigkeiten und Zaubern. Schon im Gefängnis kann sich Cassia durch ein gefundenes Buch fasst alle Fertigkeiten/Zauber erlernen und sobald sie in Freiheit ist, begleitet die Söldnergruppe das Duo Garalor und Galderan, die jede Fähigkeit des Spiels lehren können. Komplexe Suchen nach dem richtigen Trainer oder gar Quests für Zauber XY entfallen somit in Blackguards 2. Ferner hat Daedelic überflüssige Waffengattungen wie Fechtwaffen entfernt und konzentriert sich nur noch auf die gängigen.
In Zuge dessen hat sich jedoch auch das gesamte Spielprinzip verändert. War Blackguards 1 ein klassisches Rollenspiel, das geschichtlich in mehrere Kapitel mit unterschiedlichen Nebenquests und Gebieten untergliedert war, ist Blackguards 2 nun eher ein reines Strategiespiel, das eher der StarCraft 2 Struktur folgt. Die bekannte Landkarte des aventurischen Südens kann nicht frei bereist werden, sondern muss Stück für Stück annektiert werden. Jede Stadt stellt eine feindliche Basis Marwans dar und muss in Kämpfen erobert werden. In der Regel gibt es dafür eine Eroberungs-Mission, in welcher die vier Helden plus einige Söldner eine Feindgruppe besiegen müssen. Durch Bettler in den eroberten Städten oder Verhöre von Gefangenen im eigenen Lager, können geheime Informationen über zukünftige Städte gesammelt werden, aus denen sich Sabotage-Missionen entwickeln. In dem Fall geht der Standard-Eroberungs-Mission eine Sabotage-Mission voraus, welche erstere erleichtert. Für Sabotage-Einsätze steht immer nur einer der Helden zur Auswahl, der entsprechend für den Eroberungseinsatz ausfällt, sowie eine größere Anzahl von Söldnern.
Durch jede eroberte Stadt/Festung bekommen die Söldner automatisch Upgrades in Form von Talenten und steigen somit ähnlich den Helden auf. Nach drei eigenen Angriffen, führt Marwan von einem zufälligen Punkt einen Angriff auf eine eroberte Einrichtung aus. Für diese Verteididgungs-Missionen stehen dem Spieler ausschließlich Söldner zur Verfügung, es sei denn die Helden stehen gerade auf genau dem Ort. Durch einige abgelegenere Ortschaften lassen sich zudem Heldenartige Söldner, wie einen Assassine oder Schwarzoger gewinnen, welche besonders die Verteidigungs-Einsätze aber auch alle anderen vereinfachen.
Im Gegenzug für diese gesamten taktischen Erweiterungen sind jedoch elementare Features wie Nebenquests oder eine ausgefeilte Hauptgeschichte mit Wendungen entfernt worden. Geschichtliche Entwicklungen werden während des Ladens der Mission in fünf Sätzen aus einem Buch vorgelesen. Was das Spiel deutlich flacher und kürzer macht. Die gut 20 Stunden Spielzeit wirken dadurch wie ein Erweiterungsset zu Blackguards. Sämtliche Zauber und 90% der Fertigkeiten wurden aus dem ersten Teil übernommen, selbiges gilt für die Orte und Soundeffekte bzw. Standardsprüche der Helden. Zu den wenigen Änderungen zählen jedoch ebenfalls Updates, die man sich für Blackguards 1 gewünscht hätte. So gibt es jetzt Beispielsweise Türen, die euch auf andere Ebenen bringen. Bei Kampfbeginn gibt es mehrere mögliche Startpunkte für Aufstellungen zur Auswahl und teilweise dürfen zusätzlich vor Kampfbeginn Fallen platziert werden. Weiterhin sind die Entscheidungen, welche den Ausgang des Spiels beeinflussen, gut erkennbar. Negativ aufzuführen ist jedoch noch das Verhör-System, bei dem quasi nur eine von sechs oder neun Möglichkeiten funktioniert und wodurch es zu einem ständigen Abspeichern und Neuladen kommt. Generell spiegelt die relativ kurze Entwicklungszeit von einem Jahr gut den Umfang von Blackguards 2 wieder. Der Spieler bezahlt beim Kauf von Blackguards 2 zum Großteil für Blackguards 1 Features und bekommt nur sehr wenig neues geboten, dafür wird das Spiel jedoch auch nicht für den Vollpreis angeboten. Insgesamt ist das Spiel ist wohl eher etwas für Hardcore-DSA-Fans oder Strategen mit viel Langeweile.