Tagebuch eines Farmers

Das scheint das Tagebuch eines hier ansässigen Farmers zu sein. Es überspannt viele Jahre. Einiges davon ist in unleserlichem Gekrakel geschrieben und einige Seiten fehlen oder sind so verschmutzt, dass sie unleserlich sind, aber beim Durchblättern findet ihr gut lesbare Abschnitte.

Hab heute einen guten Preis für unseren Mais bekommen. Die Ranger haben kräftig rekrutiert, kein Wunder also, dass sie mehr Nahrungsvorräte als sonst bruchten. Musste zwar ein wenig mit dem alten pendantischen Rüstmeister feilschen, habe aber eine gute Ladung Scrap und sogar ein paar neue Werkzeuge bekommen.

Hab mir die neuen Rekruten angesehen. Nicht viel zu sehen. Hoffe sie können sie in Form bringen. Ich weiß, dass einige ihrer "langweiligen Aufgaben" darin besteht, unsere Farmen zu bewachen. Besser wenn sie es gut machen.
...
Tabby und ich haben die fünf Jahre in unserem neuen Heim gefeiert. Immer noch die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Der Boden ist härter und die Biester gefährlicher, aber ich hab nie wirklich zu schätzen gewusst, was Frieden für einen Unterschied macht. Ich kann aufwachen, ohne mir Sorgen zu machen, dass Plünderer vor der Haustür auftauchen. Selbst nach fünf Jahren ist das ein komisches Gefühl.

Dieser junge Schütze, den sie uns zugewiesen haben, besteht darauf, dass wir ihn mit so einem Schwachsinns-Spitznamen ansprechen. Mich nervt es gewaltig, aber die Frau hat Gefallen an ihm gefunden. Behandelt ihn wie einen ihrer Jungs. Und bei allem was recht ist, er geht sogar hier auf der Farm zur Hand, wenn er Zeit hat.
...
Abgesehen vom lächerlichen Spitznamen ist dieser Junge ein Meisterschütze. Irgend ein seltsamer Kojote hätte fast Bills Bein mit einem Biss abgebissen, aber der Junge hat ihm direkt zwischen die Augen geschossen, gerade übers ganze Feld.

Hab sowas wie diesen Kojoten nie gesehen. Er war größer als alle die ich je gesehen hatte und außerdem hat sich das Fell hart angefühlt. Fast wie Stahl.

Die Ranger-Zentrale hat 'nen Arzt rausgeschickt, um Bills Bein zu versorgen. Chancen stehen gut, dass er's behalten kann, Gott sei Dank.
...
Der Junge ist zur Zentrale zurückgerufen worden. Irgendwas wegen Streifengängen, um die Ödnis aufzuräumen. Gerüchte tröpfeln rein, dass es im Westen und Norden ziemlich übel aussieht. Ich und die Frau beten täglich, dass dieser Krieg oder was auch immer bald vorbei ist.
...
Dinge waren jetzt seit ein paar Monaten ruhig. Ein Segen, schätze ich, obwohl es sich nicht wie einer anfühlt. Ich bin bei den Gräbern der Jungs gestanden. Ein Jahr her seit ich den letzten begraben hab, neben den beiden Rangern die für uns gekämpft haben. Kein Tag geht vorbei an dem ich sie nicht besuche oder sie vermisse.

Komisch ist, dass der Schaden den diese Verbrennungsmaschinen im letzten Jahr angerichtet haben uns sogar hilft. Sie haben unsere Ernte verbrannt und uns fast getötet, aber dieses Jahr scheint der Boden erholt. Ist nicht viel, aber die Frau sagt, wir sollen jeden Segen achten, also schätze ich, dass es so passt.
...
Sint kam mit mehr Gerüchten heim, dass die Ranger weggehen. Hab den Abend damit verbracht mit dem ganzen Haushalt drüber zu reden, aber trotz allem weiß ich, dass wir nicht wegkommen, wenn es hart auf hart kommt. Hoffe es sind nur Gerüchte.
...
Bin heute runter zur Zentrale gereist, um die letzten Vorratswagen der Ranger beim Wegfahren zuzusehen. Hab ein paar Buh-Rufe von unglücklichen Farmern gehört. Dachte, ich sollte mitmachen, aber ich weiß nich'. Sind sie uns wirklich was schuldig? Und abgesehen davon, wie schlimm kann's werden? Klar, die Rangers sind weg, aber die meisten Bedrohungen auch. Die Farmen machen alle gemeinsame Sache. Wir werden ein Auge auf das alte Gefängnis werfen und uns gemeinsam gegen Plünderer verbünden. Von uns gibt's zu viele, als dass sie richtig Ärger machen könnten. Ich hab ein gutes Gefühl für die Zukunft.
...
Das Gefängnis ist immer noch verlassen, abgesehen von ein paar Hausbesetzer-Junkies. Hab letztens mit Farmer Johns Tochter gesprochen. Das blöde Mädel nahm es gar nicht gut auf, dass ich ihren Dad Blödian genannt hab, aber sie weiß, dass ich recht hab. Er mit seinen Untergangsprophezeiungen, dass das Gefängnis unser Untergang wär. Will es sogar abreißen. Abreißen?! Womit?!

Ein paar Plünderer haben Hamiltons Farm draußen im Osten belästigt. Aber die Jungs haben einen Trupp zusammengestellt und haben jeden einzelnen bis zum letzten von denen gefangen genommen und sie entlang des Highway aufgeknüpft. Sollte schlechte Neuigkeiten jetzt länger fernhalten.

Ein signifikanter Teil des Tagebuchs fehlt nach diesem Eintrag, grob rausgerissen.

Nicht mehr viele von uns sind übrig. Sint hat vor 'ner Weile angefangen "den Spielstand mitzuschreiben" wie er es nennt. Könnte kotzen, wenn ich seine Karte anschaue. Rote Punkte auf jeder Farm, die Plünderern zum Opfer gefallen ist. Johns Farm ist gerade letzte Nacht abgebrannt, aber hab gehört er und seine Tochter kamen raus. Ich hoff's von ganzem Herzen. Ich schau mir meine eigenen Mädels an und weiß nicht was ich tun soll. Wären sie sicherer, wenn ich sie wegschicke?
...
Plünderer haben wieder unsere Farm überfallen. Wir haben unsere Waffen gestreckt, als wir ihre Anzahl gesehen haben, haben die Mädchen versteckt und dank dessen haben sie uns leben lassen, aber es war knapp. Hätte nicht gewusst, was ich getan hätte, wenn sie sie gefunden hätten.

Sie sind mit ungefähr der halben Ernte und fasst all unseren Werkzeugen abgezogen. Schmelzen sie wahrscheinlich zu Waffen ein, schätze ich. "Pflugscharen zu Schwertern" oder sowas. Bin bloß froh am Leben zu sein. Aber, ich weiß nicht wie wir den Winter überleben sollen, ganz zu schweigen vom nächsten Sommer.
...
Ein Wunder. Es ist was es ist, ein Wunder. Ein paar Männer sind vor unserer Haustür mit unseren Werkzeugen aufgetaucht. Unseren eigenen Werkzeugen. Die Männer sahen für mich wie Plünderer aus, aber nannten sich eine Miliz. Die Red Skorpions oder sowas. Mir egal ob sie sich die Kopfstehende Froscharmee nennen, ich konnte nicht aufhören ihnen zu danken, oder über ihre bedröppelten Gesichter zu lachen, während meine Frau sie ständig umarmte.

Sie gaben uns auch ein paar Nahrungsmittel, um über den Winter zu kommen und ließen uns wissen, dass sie die alte Ketten-Gang aus dem Gefängnis geworfen haben. Was für eine Erleichterung. Sie mochten es nicht, als ich sie die "neuen Ranger" genannt hatte, ich meinte das als Kompliment.
...
Ich bin seit über einem Jahrzehnt hier gewesen, aber ich hatte endlich genug. Diese "neue Weltordnung" von den Skorpions ist der größte Pott Scheiße den ich je auslöffeln musste. Wenn uns die Plünderer überfielen sagten sie wenigstens nur "yup, wir überfallen euch, gebt uns euren Krempel." Die Skorpions erfinden so scheiß ausgefallene Entschuldigungen wie "unproduktive Farm" und "Reorganisation für das übergeordnete Wohl". Bloß eine Ausrede um mich rauszuschmeißen und meine Felder zu holen.

Scheiß drauf, ich geh endlich den Rangers hinterher. Selbst wenn sie nur noch halb so gut wie früher waren, wie uns die Skorpions weismachen wollen, ist das immer noch ein gutes Stück besser als die Bastarde die hier übernommen haben. Und ich lass' es diesen "Aufseher" Typen wissen, könnt ihr mir glauben. Hab ihm gesagt, wir ziehen zum Gebiet der Ranger und er kann mich am Arsch lecken. Er war nicht glücklich darüber, aber was will er machen? Uns erschießen?

Nach diesem Eintrag folgen keine weiteren mehr.

Erstellt von Pandur | am 20.09.2014