Rollespiele 2014: The Elder Scrolls Online

Seit dem Erfolg von Oblivion und Skyrim hat die Fangemeinde darauf gedrängt Tamriel zusammen mit Freunden erkunden zu dürfen. ZeniMax hat das Flehen nun erhört und The Elder Scrolls Online ins Rennen geschickt. In dem ihr 1.000 Jahre vor den Skyrim Geschehnissen gegen den götterähnlichen Dämonen Molag Bal antreten dürft. Optisch als auch spielerisch setzt das MMORPG dabei auf die Stärken der Vorgänger. Eine unglaublich gute, fotorealistische Grafik wie in Skyrim, die sich deutlich von der World of WarCraft und The Old Republic Konkurrenz abhebt und dabei genau so flüssig ist. Atmosphärisch abgerundet wird es durch komplett vertonte Dialoge wie in BioWares Star Wars MMO.

Innerhalt der drei Fraktionen Tamriels (Aldmeri-Dominion, Dolchsturz-Bündnis und Ebenherz-Pakt) stehen euch insgesamt neun Völker für vier Klassen zur Verfügung: Drachenritter, Templer, Nachtklinge oder Zauberer. Etwas bedauerlich ist bei den Modellen, dass sie alle mehr oder weniger menschlich aussehen und im extremsten Fall eine humanoide Form von Katzen oder Echsen sind. Aber das ist wohl eine Maßgabe des Elder Scrolls Settings und sind Fans der Reihe gewohnt. Wie üblich sind die Völker dabei den Fraktionen untergeordnet. Nur Käufer der Imperial Edition des Spiels werden davon nicht eingeschränkt und dürfen jedes Volk in jeder Fraktion spielen. Was der Charaktererschaffung in Punkto Modellauswahl fehlt, macht sie in der Anpassungsfähigkeit wieder gut. Unzählige scheinbar stufenlose Regler lassen nahezu jedes Körperteil verformen.

Unabhängig von der Fraktionswahl startet jeder Charakter nicht auf dem Heimatkontient, sondern in einem Gefängnis des Jenseits. Offenbar wurdet ihr ermordet und sitzt zu Spielbeginn in einer Zelle ein. Glücklicherweise findet jedoch gerade eine Revolte statt und ihr könnt mit vielen anderen zusammen fliehen. Dieses Szenario demonstriert unheimlich gut wie Elder Scrolls Online euch langsam mit der Steuerung vertraut macht und dabei auf eure Vorlieben eingeht. Denn auf der Flucht kommt ihr an einer Vielzahl von Waffenständern vorbei und dürft euch eure Wunschwaffe selbst auswählen. Statt eine Standardwaffe für die Klasse ins Inventar gelegt zu bekommen. Der Clou daran ist, dass euer Charakter durch die Anwendung lernt mit der Waffe umzugehen und somit auch ein Heiler z.B. zwei Äxte tragen könnte, wenn er es wollte. Ähnlich simpel verhält es sich bei den Charakterwerten. Die bestehen nur aus Magie, Gesundheit und Ausdauer. Wobei Ausdauer zum Ausführen von Fertigkeiten also Angriffen benötigt wird und somit auch für magieorientierte Charaktere interessant ist. Zudem bestimmt die Ausdauer wie lange euer Charakter rennen kann.

Das intuitiv lernende Charaktersystem bezieht sich nicht nur auf die gewählte Waffe, sondern auf die gesamten Fähigkeiten. Zieht ihr eure Lieblingsfähigkeiten in eure Buttonleiste, gewinnen die Erfahrung und steigen somit auf. Dabei zählt nicht nur die eingesetzte Fähigkeit, sondern alle in der Leiste. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass ihr als Heiler einfach ein oder zwei Heilzauber mit in die Leiste ziehen könnt und die durch eure Kämpfe beim Leveln stärker werden. Sobald eine Fähigkeit dadurch Stufe 5 erreicht, könnt ihr sie in zwei Varianten "Morphen", wodurch sie anschließend unterschiedliche Zusatzeigenschaften bekommt. Obwohl es ein wirklich gutes System ist, stört dabei eindeutig, dass die Transformationenmöglichkeiten nur beim Verändern selbst einsehbar sind und nicht schon vorher oder danach. Hat euer Charakter durch Handlungen 20 Stufen in einem Fähigkeitenbaum erlangt, schaltet das ein zusätzliches Ultimate frei. Ab Stufe 15 gibt es zudem die Möglichkeit ein zweites Waffenset zu definieren, damit ihr auf unterschiedlichen Gefahren besser reagieren könnt. Trotz des guten Ansatzes weißt auch das System ein kleines Manko auf, denn eine Waffe kann nicht in beiden Sets gleichzeitig verwendet werden. Ähnlich dem Datacron System von Star Wars: The Old Republic könnt ihr in Elder Scrolls Online über 100 Skyshards finden, die euch zusätzlich zu denen durch Quests und Dungeons auf gut 300 Fähigkeitenpunkte bringen, welche ihr auf normale Fähigkeiten und Berufe verteilen könnt.

Bei den Berufen beschreitet Elder Scrolls Online ähnliche Wege wie World of WarCraft. Was bedeuten soll, dass ihr euch mal wieder um alles selbst kümmern müsst und nicht euren Handlangern Arbeitsaufträge geben könnt. Aber zumindest können die Rohstoffe dazu von jedem eingesammelt werden, unabhängig vom gewählten Beruf. Jedoch ist es möglich Gegenstände, ähnlich wie in Wildstar, auch wieder zu zerlegen. Wie immer fließt in die Berufe viel Freizeit. Dafür können damit jedoch den Dungeons ebenbürtige und bessere Gegenstände angefertigt werden. Aber auch das ist wiederum von den investierten Fertigkeitenpunkten abhängig. Denn ihr könnt sie fächern, um von allen Berufen ein Bisschen zu können oder alles in einen pumpen und als fortgeschrittener Crafter legendäre Waffen etc. herstellen.

Sehr vorteilhaft ist in diesem Zusammenhang das System der Banken. Denn im Gegensatz zu den meisten MMORPGs sind die Banken der eigenen Charaktere miteinander verknüpft. So dürft ihr selbst einem Charakter einer anderen Fraktion problemlos einen Gegenstand zukommen lassen. Im Gegenzug gibt es dafür auf Tamriel jedoch nicht das gewohnte alles umfassende Aktionshaus. Vermutlich weil es den einen Server überlasten würde. Stattdessen kann sich jeder Charakter bis zu fünf Gilden anschließen und für deren Geschäfte ebenfalls fraktionsübergreifend Handel treiben.

Bevor es zum Handeln kommt, gilt es jedoch zunächst den Charakter zu leveln. Bis Stufe 50 reicht die Spanne im eigenen Fraktionsgebiet, wo ihr nach eurer Flucht aus dem Jenseits landet. Durch die gesamten Gebiete zieht sich als roter Faden die Geschichte um eure Seele und den Dämon Molag Bal. Parallel dazu gibt es weitere geschichtlich voranschreitende Quests durch eure Klasse und selbstverständlich zahlreiche Nebenquests. Beinahe immer handelt es sich dabei um kleine Questreihen von fünf Quests mit einem winzigen Höhepunkt am Ende. Bei vielen dieser Quests könnt ihr durch eure Entscheidungen außerdem den Ausgang der Quest verändern. Was durch Phasing zusätzlich untermalt wird. Gerade von diesen veränderlichen Landschaften etc. macht ZeniMax sehr viel Gebrauch und lässt so mal ein Dorf durch einen Überfall komplett niederbrennen oder euch eine Stadt mit Leben füllen, in dem ihr mehr und mehr Quests dafür erfüllt. Atmosphärisch könnte man es kaum besser machen. Unterstützt wird dieser Effekt durch die UI Elemente, die fasst immer ausgeblendet sind und nur hervortreten wenn sie gebraucht werden. Zudem wirken die Bewohner Tamriels lebhafter als in anderen MMORPGs, weil die typische Jungfrau in Nöten auch atmosphärisch korrekt auf euch zu gerannt kommt und nicht gelangweilt am Wegesrand wartet.

Erfolgreiche MMORPGs leben jedoch vom Endgame und gerade auf den letzten Metern macht Elder Scrolls Online scheinbar ein paar Fehler, die man erst nicht erwartet. Um den Spieler auf der Maximalstufe bei Laune zu halten, wollen ab dem Punkt zehn Veteranenstufen gelevelt werden. Wofür der Charakter dann schlichtweg in den beiden anderen Fraktionsgebieten zum Questen geschickt wird. Ist euch das in Punkto Content-Streckung noch nicht schlimm genug, bekommt ihr plötzlich keine Erfahrungspunkte mehr für reines Erkunden oder Schatztruhen knacken. Verfeinert wird das Paket durch Quests, die vom Schwierigkeitsgrad her nur noch in der Gruppe gelöst werden können. Was wiederum Spieler mit genau dem gleichen Quest-Stand erfordert. Andernfalls verschwinden die Mitspieler durch Phasing und Quests werden zu stundenlangem Frust. Der eigentliche Endgame-Content der meisten MMORPGs, Schlachtzüge, war zu unserer Testzeit noch nicht verfügbar. Wie sich dieser spielt und ob TESO eine Chance hat, sich auf dem Markt zu etablieren bleibt abzuwarten.

Erstellt von Pandur | am 02.03.2014

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